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von Quak » Mittwoch 21. Dezember 2011, 18:30
Hallo,
naja, jetzt mach dich nicht kleiner, als du bist, bei einem neu erworbenen Tier kann es immer mal passieren, dass man das eine oder andere falsch interpretiert, und bei Neuzugängen ist dank Chytrid & Co heutzutage wohl auch jeder ziemlich angespannt, schließlich will keiner seinen Bestand durch irgendeine Seuche verlieren. Gut jedenfalls, dass du die Sache geklärt und nicht gleich bei all deinen Tieren zu Methylenblau und Malchitgrün und damit zum chemischen Rundumschlag gegriffen hast.
Zum Thema Mikoorganismen:
Dass das, was du aufgezählt hast, alles "Pflanzennützlinge" sind, wird kaum einer bezweifeln (ob man sich diese Allerwelts-Organismen fürs Terrarium extra kaufen muss, wahrscheinlich schon eher). Trichoderma z.B. ist als Gegenspieler phytopathogener Pilze im Bereich der Rhizosphäre allgemein bekannt, d.h. der Pilz umwächst die Wurzeln und schützt sie dadurch vor einem möglichen (späteren) Befall durch krankheitserregender Pilze. Aber Trichoderma schützt die Pflanze nicht vor einem Pilzbefall etwa der Blätter und schon dreimal nicht einen Frosch vor Chytrid, weil die Wirkungsweise sehr speziell ist, beugt also mitnichten gegen Froschkrankheiten vor.
Klar ist auch, dass Mikroorganismen das für uns lebensnotwendige Biotin produzieren und dass es ohne Mikroorganismen kein Leben auf der Erde gäbe - außerdem kein Bier, keinen Wein, keinen Essig, kein (gesäuertes) Brot, keinen Joghurt und keinen Käse. Letztere nur zu dem Punkt, dass "großkonzerne schon viel länger im verborgenen mikroben gezielt nutzen". Aber schon mal überlegt, warum eine OP in einem sterilen OP-Saal durchgeführt wird und nicht im Wald?
Wie gesagt, ich bin selber sehr dafür, natürlichen statt (weitgehend) sterilen Bodengrund ins Terrarium einzubringen, um einen Abbau von Stoffwechselendprodukten, Häutungsresten usw. zu gewährleisten, aber man sollte meiner Meinung nach daraus nicht mehr machen wollen, als es ist. Für mich hört sich das jedenfalls alles sehr danach an, als wäre da die Geschichte vom Säureschutzmantel der menschlichen Haut und von der Hautflora auf die Natur an sich bzw. das "Ökosystem" Terrarium übertragen worden. Das wäre -wenn es denn so ist- reine Esoterik und steht damit in einer komplett anderen Kategorie als Einsteins Relativitätstheorie.
Du mischst halt auch viele Einzelfakten (die stimmen) mit Irrtümern (Walderde z.B. riecht nach Geosmin, das ist ein bicyclischer Alkohol, der von Myxobakterien und Streptomyces produziert wird, nicht nach Biotin, das wiederum kein Antibiotika ist, sondern Vitamin B7 bzw. Vitamin H) und -in meinen Augen- reichlich abstrusen Vorstellungen. Ein Tütchen Sporen ins Terrarium schütten z.B. hat ja mit einer "kontrollierten mikrobiologie" nichts zu tun, wenn du ein Tütchen Margeritensamen in eine Gartenecke schüttest, ist das für sich allein genommen schließlich auch kein Garant dafür, dass dort die nächsten 15 Jahre üppige Margeritenbestände und keine Brennnesseln wuchern werden. Nicht umsonst ist dort, wo Mikroorganismen kontrolliert eingesetzt werden, also z.B. in der Käseherstellung, ein hohes Maß an Kontrolle, Hygiene usw. notwendig.
Nadelwalderde ist so eine Sache. Erstens sind da häufig noch unverottete Nadeln drin enthalten, welche die Schleimhäute von Fröschen eventuell verletzten oder zumindest reizen können. Zweitens gelten Bestandteile der Harze (z.B. Kolophonium) schon für Menschen als gesundheitsschädlich, dürften für -sicher diesbezüglich weit empfindlichere- Frösche also auch nicht empfehlenswert sein. Und drittens findet man -falls man darauf Wert liegt- meines Wissens darin keine Tannine, da diese Gerbstoffe bei uns vor allem in Laubbäumen wie z.B. Eiche, Kastanie, Birke und Walnuss vorkommen.
Grüße